Donnerstag, 5. Juni 2014

Latzes WM: Vorspiel

Früher war ja nicht alles besser. Aber eines schon: Ich habe mich viel mehr auf eine Fußball-Weltmeisterschaft gefreut. Vier Jahre waren eine ewige Zeit, und als sie endlich überstanden war, gab es kein Halten mehr – vier Wochen Fußball nonstop, 24/7 und überhaupt und sowieso.

Diesmal freue ich mich so mittel darauf, dass es in einer Woche losgeht, da drüben in Brasilien. Schuld daran ist die FIFA daselbst, der allmächtige Weltverband, der diesen Sport an den Rand fast aller der Dinge bringt, die ihn so faszinierend machen. Das Spiel selbst kann er nicht zerstören - aber durch seine Machenschaften alle Rahmenbedingungen, die den Fußball attraktiv und mitreißend für die Menschen machen.

Zu befürchten ist, dass die WM in Brasilien von Protesten neben den Stadien begleitet werden. Die Einwohner, die die Armut in ihrem Land nicht mehr ertragen und nicht verstehen, warum Millionen verschleudert werden für Stadien, die nach dem 13. Juli niemand mehr braucht, könnten ihrem Ärger weiter Luft machen. Das Beispiel Brasilien macht besonders deutlich, wie sehr die Spitzenpolitiker und die FIFA-Bosse an den Bedürfnissen, Wünschen und Kräften des Landes und seiner Bewohner vorbei entscheiden, um sich selbst durch dieses Sportfest zu noch mehr Ansehen, Macht und Geld zu verhelfen.

Fast muss man hoffen, dass es tatsächlich zu einer Protestwelle der Bevölkerung kommt in einem Ausmaß, das die Medien nicht ignorieren können. Dann könnte in der Weltöffentlichkeit ein solcher Meinungsdruck entstehen, dass Veränderungen in der FIFA möglich werden. Nötig sind sie, das zeigen die aktuellen Nachrichten über die dubiosen Vorgänge bei der Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 nach Russland und Katar. Vielleicht sorgt Brasilien dafür, dass sie beginnen. Diese Hoffnung haben auch viele Journalisten, zum Beispiel die von ZEIT Online, von denen dieser äußerst treffende Kommentar zum Thema kommt.

Unter diesen Vorzeichen kann sich niemand ungetrübt auf den Kern der Sache freuen, das Turnier, den Fußball. Doch natürlich freue ich mich trotzdem darauf. Wir wollen sie sehen, die Stars, Ronaldo, Messi, Neymar, Rooney, van Persie. Stolpert Spanien nach seiner langen Erfolgsserie? Holt Brasilien den Titel im eigenen Land? Was können England, Frankreich, Italien, Holland? Wie stark sind die Underdogs? Und: Holen Jogis Jungs vielleicht doch den lang ersehnten Titel? Natürlich wollen wir diese Fragen beantwortet haben.

Ich denke schon länger nach, welches Team mein Weltmeistertipp ist. Es ist wirklich schwer. Spanien wird es nicht, Deutschland auch nicht. Gleichwohl kann ich den allgemeinen Pessimismus und die damit verknüpfte Vorhersage, die deutsche Elf werde in der Vorrunde scheitern, nicht teilen (Turniermannschaft!!!eins11). Ich denke, es wird das Halbfinale. Mein Weltmeistertipp ist – Tusch! – Argentinien. Weitere Halbfinalkandidaten: Brasilien, Italien. Gründe habe ich keine, ein reiner Gefühlstipp. Und ob diese Halbfinalkonstellation laut Spielplan überhaupt möglich ist, habe ich auch noch nicht überprüft.

Latzes WM wird es regelmäßig geben. Und wie ihr es von mir kennt, wird auch die mediale Begleitung im öffentlich-rechtlichen TV und im Netz hier und da ein Thema sein – obwohl mir das ZDF mit dem Usedomer Fußballstrand bei der EM vor zwei Jahren die Vor- und Nachberichterstattung nachhaltig verleidet hat und ich mich erst ganz vorsichtig wieder rantasten muss.

Das insgesamt thematisch doch recht schwere Vorspiel soll nun aber mit einer netten Kleinigkeit ausklingen: SPON stellt alle WM-Trikots vor und lässt sie von einem Modedesigner kommentieren. Ich persönlich finde ja das DFB-Trikot ganz nett. Wir hatten es zwar schon besser, aber ganz oft auch schon viel schlimmer.

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